Med Info – Behandlung

Ablauf und Beschreibung der Behandlungsschritte

Der erste Teil der Behandlung des Schilddrüsenkarzinoms ist die Operation.
Idealerweise erfolgt die Schilddrüsenoperation in einem Zentrum, das auf Schilddrüsenchirurgie spezialisiert ist.

Häufig ist anschließend eine hochdosierte Radiojodtherapie erforderlich.

Danach ist eine lebenslängliche Einnahme von Schilddrüsenhormon notwendig (Schilddrüsenhormonersatztherapie).

Selten beinhaltet der Behandlungsplan eine Strahlentherapie von außen (externe Radiatio).

Im fortgeschrittenen Stadium kann auch der Einsatz moderner, sehr wirksamer Medikamente (Chemotherapie in Tablettenform) zum Einsatz kommen.

 

Operation

Bei der Operation wird zunächst der Schilddrüsenlappen, in dem sich der auffällige Knoten befindet, entfernt und nach Möglichkeit der Knoten umgehend auf Bösartigkeit untersucht (Schnellschnittdiagnostik).

Je nach Untersuchungsergebnis entscheidet der Chirurg ob die Operation mit der Entfernung der betroffenen Seite beendet werden kann oder auch der zweite Lappen (also die gesamte Schilddrüse) und eventuell auch angrenzende Lymphknoten entfernt werden müssen.

Risiken einer Operation

  • vorübergehende oder dauerhafte Stimmbandlähmung durch Verletzung des Stimmbandnervs (Recurrensparese)
  • vorübergehende oder bleibende Störung des Kalziumstoffwechsels durch Beeinträchtigung der Nebenschilddrüsen (Hypoparathyreoidismus)
  • Nachblutung
  • allgemeines Operations- und Narkose-Risiko

 

Die Gefahr einer dauerhaften Schädigung von Stimmband und Nebenschilddrüsen ist durch entsprechende Expertise und technische Hilfsausrüstung (Nervenmonitoring) in einem schilddrüsenchirurgischen Zentrum geringer.

Logopädische Übungen können die Stimme bei Stimmbandlähmung verbessern.

Ist die Funktion der Nebenschilddrüsen nach der Operation gestört, kann die Einnahme von Kalzium und Vitamin D notwendig sein.

 

Radiojodtherapie

Häufig ist nach der Operation eine hochdosierte Radiojodtherapie als nächster Behandlungsschritt erforderlich.

Es handelt sich dabei um eine nuklearmedizinische Standardtherapie, welche seit vielen Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt wird.

Diese Therapie basiert auf der Verabreichung einer radioaktiven Jodkapsel, die Jod-131 enthält. Jod-131 ist sowohl ein Beta-Strahler als auch ein Gamma-Strahler. Die Energie des Beta-Strahlers wirkt im Körper nur über wenige Millimeter. Die Gamma-Strahlung verlässt den Körper und kann von außen gemessen werden.

Mit dieser Therapie werden die letzten nach der Operation noch übrig gebliebenen Schilddrüsenzellen zerstört.
Befallene Lymphknoten und Tumorreste, die operativ nicht entfernt werden konnten, werden durch die Radiojodtherapie behandelt.
Auch bei Wiederauftreten der Erkrankung kann die Radiojodtherapie erfolgreich eingesetzt werden.

Wie die Radiojodtherapie wirkt:

Radioaktives Jod wird gleich wie nicht radioaktives Jod in gutartige und auch in die meisten bösartigen Schilddrüsenzellen aufgenommen. In diesen Zellen entfacht die Radioaktivität ihre Wirkung.
Durch die geringe Eindringtiefe der Beta-Strahlung werden praktisch nur Schilddrüsenzellen behandelt.
Überschüssiges Jod wird hauptsächlich über die Nieren und zu einem geringen Teil auch über den Darm ausgeschieden.

Die Radiojodtherapie wird in der Regel gut vertragen. Mögliche Nebenwirkungen bestehen

  • in einer lokalen Entzündungsreaktion vor allem bei relativ großen Schilddrüsenresten.
  • Es kann vorübergehend zu Heiserkeit, Halsschmerzen, Halsrötung, Schluck- und seltener Atembeschwerden kommen.
  • Sind mehrere Radiojodtherapien erforderlich, kann es auch zu einer Schädigung der Speicheldrüse kommen, die mit Mundtrockenheit einhergeht.
  • Ebenfalls selten treten Magenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen als Zeichen einer Magenschleimhaut-Reizung auf.

 

Aufgrund der gesetzlichen Strahlenschutzbestimmungen kann die Radiojodtherapie von bösartigen Schilddrüsenerkrankungen nur unter stationären Bedingungen in speziell ausgestatteten Abteilungen durchgeführt werden.

Die Dauer des stationären Aufenthaltes beträgt bis zu einer Woche. Die Entlassung erfolgt erst nach einer entsprechenden „Abstrahlzeit“. Am Entlassungstag werden dem Patienten entsprechende strahlenhygienische Maßnahmen für zuhause mitgeteilt.

Durch den Anteil an Gammastrahlung, die den Körper verlässt, kann die Verteilung des radioaktiven Jod-131 im Körper untersucht werden. Diese sogenannte Jod-Ganzkörper-Szintigrafie wird kurz vor der Entlassung durchgeführt.

 

Für einen guten Therapieerfolg muss eine verstärkte Aufnahme von Jod in Schilddrüsenzellen gewährleistet sein.
Dafür wird ein erhöhter Blutspiegel des Hormons TSH, ein die Schilddrüse stimulierendes Hormon der Hirnanhangsdrüse, benötigt.

Diese hohen TSH Spiegel können durch die intramuskuläre Verabreichung von einem künstlich hergestellten TSH (rekombinantes humanes TSH, Thyrogen) erreicht werden.

So bleiben die Patienten trotz eines hohen TSH-Spiegels in einer normalen Schilddrüsenfunktion.

Auch beim Weglassen der Schilddrüsenhormon-Therapie entwickelt sich ein hoher TSH-Spiegel und die Radiojodtherapie kann durchgeführt werden.
Der Nachteil dieser Vorgehensweise ist, dass die Patienten eine Unterfunktion entwickeln. Das Fehlen von Schilddrüsenhormon (Unterfunktion) macht sich beim Patienten unterschiedlich ausgeprägt bemerkbar.

Symptome sind Müdigkeit, Antriebslosigkeit, depressive Verstimmung, Kältegefühl, Verdauungsstörung, Gewichtszunahme, Hirnleistungsstörungen wie Konzentrationsstörung usw.

Die Patienten sollen in dieser Zeit nicht Auto fahren, da auch die Reaktion verlangsamt ist, keine gefährlichen Maschinen bedienen und auch auf sportliche Aktivitäten verzichten.

Zusammenfassend ist das rekombinate humane TSH zu bevorzugen.

Zusätzlich sollte man vor geplanter Therapie Jod meiden (Meeresfisch, Milchprodukte, jodhältige Nahrungsergänzungsmittel, jodhältige Mineralwässer, jodhältige Medikamente und Desinfektionsmittel sowie Röntgenkontrastmittel).
So wird möglichst viel radioaktives Jod aufgenommen.

Eine Schwangerschaft während und auch Monate nach der Therapie muss vermieden werden.

Unmittelbar nach Therapie wird mit einer Schilddrüsenhormon-Ersatztherapie begonnen. Die Einnahme ist lebenslang unter regelmäßigen Hormonspiegel-Kontrollen im Blut erforderlich.

Bestmögliche Aufnahme der verabreichten Schilddrüsenhormone wird durch die Nüchterneinnahme 20 – 30 Minuten vor dem Frühstück erzielt. Zusätzlich erforderliche Medikamente sollten erst in entsprechendem Zeitabstand eingenommen werden.

Jodbroschuere: Jodgehalt in der Nahrung

Jodrechner

Schilddrüsenhormon-Ersatztherapie

Unmittelbar nach der hochdosierten Radiojodtherapie wird mit einer Schilddrüsenhormon-Ersatztherapie begonnen.

Die Menge an Schilddrüsenhormon wird so gewählt, dass der zentrale Regelfaktor für Schilddrüsengewebe, das Thyreotropin (TSH), in seiner Funktion unterdrückt wird – um allfällige Wachstumsreize auf Schilddrüsengewebe zu minimieren (bei Blutuntersuchungen zeigt sich ein maximal erniedrigtes TSH) und die Schilddrüsenhormone im Normbereich sind.

Die Schilddrüsenhormon-Tabletten müssen 15 bis 30 Minuten vor dem Frühstück eingenommen werden, um eine gute Aufnahme durch den Darm zu erzielen.

 

Bestrahlung von außen (Strahlentherapie)

Ist sehr selten (nur im fortgeschrittenen Stadium) erforderlich und dauert meist mehrere Wochen.

 

Neue hochwirksame Therapeutika

Im fortgeschrittenen Stadium können neue und hochwirksame Therapeutika eingesetzt werden (Tyrosinkinase-Inhibitoren).

 

Autoren

Ausführliches Patientengespräch vor Behandlungsbeginn
Ausführliches Patientengespräch vor Behandlungsbeginn